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Manipulierte Artikel im Spiegel - Tierversuche sind niedlich und Glyphsat ist nicht schädlich


PR für die chemische Industrie im Spiegel, dafür ist Julia Merlot zuständig. Heute lernen wir von Frau Merlot, dass Tierversuche eigentlich gar nicht so schlimm sind.


Ich hatte diesen Artikel von Frau Merlot heute gesehen und überlegt, ob ich dazu schreiben sollte. Ich habe einen Beitrag begonnen, ihn dann aber nicht veröffentlicht. Ich hatte mich zwar über die ungeschminkte Pharma-PR geärgert, aber was ich dann zu Papier gebracht hatte, gefiel mir irgendwie nicht und so habe ich es wieder gelöscht.


Dass ich nun doch dazu schreibe, hat einen Grund: Frau Merlot hat nämlich später am Tag auch noch ein Quiz zu dem Thema im Spiegel bringen dürfen und natürlich geht aus den ausgewählten Fragen und Antworten hervor, dass Tierversuche gar nicht so schlimm sind.

Als ich mir dann den ursprünglichen Artikel von Frau Merlot noch einmal ansah, wurde ich stutzig. Ich hatte nämlich die von Frau Merlot beigefügten Grafiken alle kopiert, um sie zu zeigen. Und siehe da, die interessanteste Grafik fehlte plötzlich. In ihrem Artikel hatte sie eine Grafik gezeigt, aus der hervorging, dass sich die Anzahl der jährichen Tierversuche zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2013 von ca. 1.760.000 auf 3.000.000 fast verdoppelt hat. Und da sie diese Information selbst in ihrem Artikel gezeigt hatte, fand ich den Artikel zwar nicht besser, aber ich konnte ihr auch nicht vorwerfen, dass sie diese wichtige Information verheimlicht hätte.


Genau das tut sie nun aber doch, denn inzwischen fehlt diese Grafik. Und damit beschönigt sie das Thema Tierversuche ohne dem Leser mitzuteilen, wie stark die Anzahl der Tierversuche angewachsen ist. Wie schön, dass ich diese Grafik nun doch hier zeigen kann:


Wie gesagt, Frau Merlot scheibt immer PR für die Pharma-, Düngemittel- und Chemieindustrie.

Wenn Frau Merlot im Spiegel schreibt, dann geht es immer um die chemische Industrie, wozu ja auch Pharma und Düngemittel zählen. Vor 11 Tagen durfte sie uns im Spiegel mitteilen, dass Glyphosat gar nicht so schlimm ist. Es gäbe zwar eine Wechselwirkung zwischen Krebserkrankungen und Glyphosat, das bedeute aber nicht, dass Glyphosat krebserregend ist. Wer dieser Logik folgen kann, der heißt entweder Merlot oder hat zu viel von dem gleichnamigen Getränk verköstigt.


Heute also das Thema Tierversuche.


Vorweg sei gesagt, dass ich bestimmt nicht radikal bin, Tierversuche müssen sein, wenn man neue Medikamente entwickelt oder wenn man herausfinden will, ob Chemikalien gesundheitsgefährdend sind. Da geht es nicht ohne Tierversuche, es sei denn, man möchte direkt am Menschen experimentieren.


Übrigens sind in der EU zwar inzwischen Tierversuche für die Kosmetikindustrie verboten, aber da auch Kosmetika Chemikalien enthalten, gibt es natürlich immer noch Tierversuche in Verbindung mit Kosmetika. Es werden nur nicht mehr fertige Kosmetika am Tier getestet, sondern die Inhaltsstoffe, also die einzelnen Chemikalien. Das nur mal am Rande, denn Frau Merlot erwähnt natürlich in mehreren Artikeln, dass Tierversuche für Kosmetik inzwischen verboten wurden. Trotzdem hat sich die Anzahl der Tierversuche fast verdoppelt. Aber die Information bekommt der Spiegel-Leser ja inzwischen von Frau Merlot nicht mehr.


Aber Frau Merlot betreibt die typische Verharmlosung. Sie sagt, dass 99,5% aller in Deutschland getöteten Tiere für den Verzehr getötet werden, also nur 0,5% bei Tierversuchen. Ich bin selbst ein Gegner der industriellen Massentierhaltung und fände es besser, wenn man Tiere biologisch halten würde, dann wäre das Fleisch zwar teurer, aber auch wesentlich besser und eine artgerechte Haltung sollte auch bei Schlachttieren Standard sein.


Nur hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Überflüssige Tierversuche, die nur dem Ego eines Forschers dienen, sind nun einmal weiterhin überflüssig, egal wie viel oder wenig Fleisch wir essen. Und es gibt überflüssige Tierversuche, wie eine von Frau Merlot zitierte Forscherin, die selbst Tierversuche macht, einräumt: „Es gibt immer noch Tierversuche, die in meinen Augen total überflüssig sind, besonders wenn die wissenschaftliche Fragestellung dahinter schlecht ist und die Ergebnisse dadurch wertlos.

Frau Merlot führt auch eine Grafik an, aus der wir sehen können, dass „nur“ 14% der Tierversuche schwere oder tödliche Auswirkungen auf die Tiere haben. Tröstlich, aber das bedeutet bei fast drei Millionen Tieren pro Jahr, an denen Tierversuche vorgenommen werden, eben trotzdem, dass es fast 450.000 Tiere betrifft. Pro Jahr und nur in Deutschland.


Insgesamt hat Frau Merlot heute fünf Beiträge im Spiegel veröffentlichen dürfen. Einen Artikel, der darstellt, dass Tierversuche gar nicht so schlimm sind, drei Beiträge, in denen Forscher von ihrer Arbeit bei Tierversuchen erzählen. Und dann auch noch dieses Quiz zum Thema Tierversuche, dessen Fragen und Antworten so ausgewählt sind, dass Tierversuche ganz niedlich erscheinen und alle Kritiker hysterische Ökopaxen sein müssen.


Bei der Pharmaindustrie dürften die Korken knallen, wenn sie so viel kostenlose Imagepflege an einem Tag bekommen. Dem Spiegel sei Dank!



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